Die Praxis

Bestehende Sonnenkraftwerke gibt es zur Zeit in Portugal, Südspanien und Italien. In Kalifornien (USA) bestehen bereits seit 1992 Sonnenkraftwerke mit einer kommerziell genutzten elektrischen Leistung von 354 MW (Megawatt). Mit dieser Leistung könnte man die Stadt Recklinghausen ausreichend mit Strom versorgen.

Ein solar thermisches Sonnenkraftwerk funktioniert folgendermaßen: Die Sonnenstrahlen werden mit Hilfe eines Parabolspiegels gebündelt und erzeugen im Brennpunkt Temperaturen von über 1000°Celsius. Diese Wärmeenergie (Enthalpie) nutzt man um Wasser zu verdampfen. Der Wasserdampf wird in Dampfturbinen entspannt. Diese Dampfturbinen treiben Generatoren an, die wiederum elektrischen Strom erzeugen.

Das Sonnenkraftwerk funktioniert im Prinzip wie alle anderen herkömmlichen, konventionellen, thermischen Kraftwerke. Der Unterschied liegt darin, dass nicht Kohle oder Öl verbrannt wird oder Kernenergie freigesetzt wird um Wasserdampf zu erzeugen, sondern ausschließlich Sonnenenergie genutzt wird. Dabei sind die Sonnenstrahlen primären Energieträger. Den Solarstrom könnte man sofort vor Ort in Wasserstoff und Sauerstoff zerlegen (Elektrolyse). Dies ist aber in der Wüste mit thermischen Problemen verbunden, da Wasserstoff zur Verflüssigung auf etwa - 253°C abgekühlt werden muss.

Elektrolyse nennt man die Zerlegung von Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff mit elektrischer Energie. Die Zerlegung von Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff mit Hilfe von elektrischer Energie muss nicht unbedingt in der unmittelbarer Nähe des Sonnenkraftwerkes geschehen. Nach dem heutigen Stand der Technik kann der in der Sahara erzeugte Strom zum Beispiel bis nach München transportiert werden. Dort könnte unter bedeutend besseren klimatischen Voraussetzungen als in der Sahara Wasserstoff erzeugt werden. Beim Prozess der Wasserelektrolyse wird Wasser unter Energiezufuhr in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt. Zur Erzeugung eines Normkubikmeters Wasserstoff muss eine elektrische Energie von theoretisch 3,54 kWh aufgewendet werden. Das entspricht dem oberen Heizwert von Wasserstoff.

Wasserstoff ist ein Energieträger der Zukunft, mit dem man Wind -, Wasser - und Solarenergie speichern kann. Jetzt werden natürlich einige sagen, warum baut man nicht in den Wüsten riesige Sonnenkraftwerke welche nach dem solar - photovoltaik Prinzip arbeiten und den Strom direkt nach Europa einspeisen könnten ? Aber die solar-thermischen Sonnenkraftwerke haben einen wesentlich höheren Wirkungsgrad. Wasserstoff als Energieträger hat andere Vorteile:

1. Wasserstoff ist als Energieträger in jeder Form speicherbar.
2. Wasserstoff kann durch Gaspipelines transportiert werden.
3. Wasserstoff als LH2 kann in Gastankschiffen transportiert werden.

Ein Energienetz besteht aus mehreren Energiefeldern, die wiederum aus einzelnen Sonnenkraftwerken bestehen. Alle Bauteile werden in Europa hergestellt, mit Frachtschiffen zur Mittelmeerküste bzw. zum persischen Golf gebracht und von dort aus zu den Materialdepots gefahren. Die Mitarbeiter stammen aus einem internationalen Gremium, das unter Aufsicht der UNO steht und von vornherein allen Anliegerstaaten die Möglichkeit verleiht, an der Umgestaltung ihrer Heimat mitzubestimmen ! ! !

Wüstenspezifische Probleme sind in der heutigen Zeit technischer aber auch zwischenmenschlicher Art. Zum Beispiel die Erhaltung der Lebensräume der Tuhareks und auch anderer Nomadenvölker. Die friedliche Lösung dieser zwischenmenschlicher Probleme kann und darf nur die Aufgabe der UNO sein.

Die hohen Lufttemperaturen und die auftretenden Sandstürme sind einer reibungslosen großindustriellen Herstellung von Solarstrom nicht förderlich und zählen zu den technischen Problemen. Die Umsetzung der gewaltigen Möglichkeiten durch die Solarstromtechnologie in Verbindung mit der Wasserstofftechnologie kann sich nur succescive entwickeln. Ein Lernprozess technischer Weiterentwicklungen wie zum Beispiel der optimalen thermischen Nutzung der Sonnenenergie wird die gesamte vorgenannte Entwicklung begleiten.

Die Devise heißt dabei Anfangen und dann nicht "kleckern" sondern "klotzen".

Technische Expansionsgrenzen sind auf Grund der Tatsache das es sich bei der Solarstromtechnologie um eine regenerative und umweltfreundliche Technologie handelt vorläufig nicht abzusehen. Die Solarstromtechnologie ist unabhängig von begrenzten fossilen Energievorkommen. Alle Wüsten sind dabei potentielle Produktionsflächen. Das gilt auch für die Wüsten in Nordamerika und der restlichen Welt. Es gilt: Dort wo heute mit dem Erdöl Geld verdient wird, wird morgen mit dem Erdöl und dem Solarwasserstoff Geld verdient und übermorgen nur noch mit Solarwasserstoff.

Der Transport von Solarwasserstoff spielt bei dem Energieszenario einer regenerativen Wasserstoff-Energiewirtschaft eine entscheidende Rolle. Vorraussetzung für den Schiffsferntransport von Wasserstoff ist, dass dessen Speicherdichte erhöht wird. Dazu muss man den Wasserstoff verflüssigen. Soll LH2 ( flüssiger Wasserstoff ) in großem Umfang und über weite Entfernungen transportiert werden, ist ein integriertes Konzept für eine Wasserstoff-Infrastruktur erforderlich. Der Schiffstransport von flüssigen Gasen ist schon jetzt Stand der Technik. Wegen der niedrigen Verflüssigungstemperatur von 253°C sind spezielle Transportkonzepte erforderlich. Prinzipiell lässt sich Wasserstoff, wie heute bereits Erdgas, in Pipelines über weite Strecken transportieren. Der bei der Förderung auftretende Druckverlust in den Rohrleitungen durch Reibung hängt vom Rohrdurchmesser, dem Gasdurchsatz, der Rohrbeschaffenheit, dem Druckniveau in der Leitung und der Dichte des Transportgases ab und muss in regelmäßigen Abständen durch Zwischenverdichter ausgeglichen werden. Die Verluste können mit dem Fortleitungsgesetz für Hochdruckgase in Rohrleitungen berechnet werden. Der Transport von Solarstrom vom Sonnengürtel der Erde nach Europa ist schon heute Stand der Technik. ( z.B. in Brasilien und Südafrika ). Das Zauberwort heißt "Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung" ( HGÜ ). Als Alternative zum Ferntransport von Wasserstoff bietet sich der Ferntransport von solar-thermisch erzeugter elektrischer Energie und die daraus resultierende Wasserstoffherstellung in Europa an. Dabei ist die HGÜ über große Entfernungen der Drehstrom-Hochspannungs-Übertragung aus wirtschaftlichen und technischen Gründen überlegen und kann aufgrund jahrzehntelanger Erfahrungen mit dieser Technik als ebenfalls ausgereift betrachtet werden.

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