RADIOLYSE



Nach Verlautbarungen der nuklearkritischen Organisation IPPNW Deutschland (Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges / Ärzte in sozialer Verantwortung e.V.) ist das Risiko durch Radiolysegas in der Vergangenheit lange unterschätzt worden. Die Explosion in Brunsbüttel 2001 sei nur ein Höhepunkt einer Kette von Ereignissen gewesen, die sich über Jahre hingezogen hatte.

1. In Gundremmingen ließ sich im Mai 1987 ein Ventil nicht schließen. Nähere Untersuchungen ergaben, dass es sich durch eine Knallgasexplosion verformt hatte. Alle Betreiber, Gutachter und Aufsichtbehörden wurden auf diese Gefahr hingewiesen.

2. Im November 1987 kam es in Krümmel zu einem ähnlichen Vorgang, bei dem drei Ventile betroffen waren. Offenbar hatten hier (mindestens) drei derartige Explosionen stattgefunden.

3. In Brunsbüttel wurde im November 1999 durch eine Knallgasexplosion eine Steuerleitung zerstört, was zum Austritt von 6 Tonnen radioaktiven Dampfs führte.

Alle diese Ereignisse seien laut IPPNW in Fachkreisen veröffentlicht worden, aber erst nach der Explosion von Brunsbüttel im Dezember 2001 sei erstmalig eine umfassende Überprüfung dieser Reaktoranlage auf Radiolysegas durchgeführt worden.

Vattenfall wies den Vorwurf mangelnder Sorgfalt zurück. Man habe auf die ersten drei Ereignisse reagiert, doch sei der Vorfall von 2001 anders abgelaufen als die vorigen. Danach sei ein umfangreiches Mess- und Warnsystem dafür eingebaut worden, von dem anscheinend dieses Mal die Hinweise auf eine mögliche Gasansammlung stammten.

Auch das Kieler Sozialministerium als zuständige Aufsichtsbehörde misst dem Thema offenbar nur eine geringe Bedeutung zu. Auf einer umfangreichen Liste von Sicherheitsmängeln in Brunsbüttel taucht es jedenfalls nur in der untersten Katogerie auf.(2)

Quelle: DWV – Mitteilungen, Nr. 4/2007